Linnahall

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1980 war Moskau Gastgeber der 22. Olympischen Sommerspiele und Estland damals noch ein Teil der Sowjetunion. Die Segelveranstaltungen sollten in Tallinn stattfinden, weshalb Russland mit einem im Eiltempo erstellten Protzbau der Welt sein Können zeigen wollte. Entstanden ist Tallinna Linnahall (deutsch Tallinner Stadthalle, früher W.-I.-Lenin-Palast für Kultur und Sport).

Die Halle ist ein Entwurf der estnischen Architekten Raine Karp und Riina Altmäe. Sie machten es sich zur Aufgabe, den Blick auf die Tallinner Altstadt von der Meeresseite aus zu erhalten, sowie die Verbindung zur Stadt zu schaffen. Denn der grösste Teil der Strandpromenade war während der Sowjetzeit ein Sperrgebiet und auch eine Eisenbahnstrecke durchquerte das Grundstück Richtung Hafen. Das Gebäude bildete eine Brücke über die Bahn (heute ein Fussgängerweg) und eine Verbindung zwischen Stadt und Meer.

Obwohl oft die Meinung besteht die Architektur ist von historischen Bauten Südamerikas inspiriert, verweist Raine Karp selbst auf den Einfluss der Befestigungsanlagen aus dem 17. und 19. Jahrhundert rund um die Altstadt von Tallinn. Die schrägen Seitenwände, welche aus dem Erdreich ragen, zeigen diesen Bezug am deutlichsten.

Linnahall ist eine symmetrische Plattenbetonstruktur, die im Grundriss wie ein Zeiger von der Stadt zum Meer aussieht. Neben viel Beton wurde im Äusseren und im Inneren regionaler Kalkstein verwendet. Die niedrige Baute ist durch mehrere sehr breite Treppen zugänglich und das Dach dient auch heute noch als riesige Aussichtsplattform. Der Architekt wollte eine Verbindung zwischen Stadt und Meer schaffen, ohne den Blick auf die Silhouette der mittelalterlichen Altstadt zu versperren.

Das auffälligste Merkmal des Innenraums ist die Haupthalle, die Platz für 4.200 Personen bietet und in Form eines Amphitheaters konzipiert ist. Flexible Wände machen einen durchgehenden Raum mit Blick aufs Meer möglich. Das 6000 m² grosse Foyer wurde auch für Kunstaustellungen genutzt. Im Weiteren gab es noch eine Eishalle, diverse Cafés. einen kleinen Hafen und einen Helikopterlandeplatz, welcher noch heute genutzt wird.

Wie viele wichtige Gebäude in der Sowjetunion sollte auch die Gestaltung von Linnahall in Kriegszeiten nützlich sein. Die Lage am Meer und die Flachdächer machten es zu einem perfekten Ort für Panzer oder Kanonen, um die ganze Bucht zu schützen.

Der unter Zeitdruck entstanden Bau zeigte schon bald seine Baumängel. Der Eishalle wurde 2009 geschlossen, der Konzertsaal 2010. Der Bau ist derzeit zunehmend vom Zerfall geprägt. Dennoch ist die Linnahall als Baudenkmal ein viel besuchtes Ausflugsziel. Wenn man davor steht ist es fast unmöglich dem Drang zu widerstehen, die breiten Treppen hoch zu steigen um einen Blick auf die Stadt und das Meer zu bekommen. Wer mit Hund unterwegs ist muss vorsichtig sein, da einige Scherben von früheren Partys zurückgeblieben sind. Aufgrund seines bautechnischen Zustands ist Linnahall für die Öffentlichkeit geschlossen, was bedeutet, dass es vor allem von aussen bewundert werden kann. Einige der Innenräume sind mit einer Führung zu sehen.

https://fienta.com/s/ekskursioon-linnahall-eng

Die Linnahall ist ein bedeutendes Beispiel sowjetischer Architektur in Tallinn und steht seit 2009 unter Denkmalschutz. Über den Erhalt des gigantischen Architekturdenkmals und die weitere Nutzung wird heute in Estland lebhaft diskutiert. Der Denkmalschutz und die enorme Grösse des Gebäudes, zusammen mit dem schlechten Zustand, stellen Sanierungspläne vor grosse Herausforderungen, die bisher alle erfolglos blieben.

Im November 2023 wurden die neusten Ideen der Öffentlichkeit präsentiert. Ziel ist es, die Küste für die Stadt zu öffnen und ein neues Stadtviertel zu schaffen, das die Altstadt und das Stadtzentrum mit dem Meer verbindet. Das Gebäude wird dabei teilweisse abgerissen.

Die Umsetzung der Pläne soll über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren in Etappen erfolgen und voraussichtlich 330 Millionen Euro kosten. Erste Visualisierungen könnt ihr hier sehen

https://news.err.ee/1609152331/tallinn-plans-linnahall-area-redevelopment-demolition-not-ruled-out

Es bleibt weiter spannend, wie es mit der Linnahall weiter geht. Auf jeden Fall ist der Ort ein Besuch wert und ich bedaure es, nicht auch mit einer Führung im Inneren gewesen zu sein. Die Termine haben einfach nie gepasst.

Quelle

https://www.atlasobscura.com/places/linnahall

https://de.wikipedia.org/wiki/Linnahall

https://architectuul.com/architecture/tallinna-linnahallhttps://estonianarchitecture.com/project/linnahall-tallinn-city-hall/


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