Saimaa und die Robben

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Der Saimaa ist der grösste See Finnlands und mit 4370 km2 der viertgrösste natürliche See Europas. Wobei der See nicht wie ein sehr grosser See wahrgenommen wird, sondern als viele kleinere und grössere Seen, welche miteinander verbunden sind. Das macht dieses Seengebiet im Südosten von Finnland besonders attraktiv. Zwischen den Wasserflächen gibt es immer wieder Land, Küste, Inseln und Wald sodass sich das Bild ständig ändert und extrem abwechslungsreich und vielfältig ist. Auch die Fahrt über diese riesige Seenplatte ist äusserst kurzweilig, da man fast immer mit Blick aufs Wasser fährt, manchmal auf beiden Seiten nahe der Strasse. Bei über 14‘000 km Küstenlänge, was mehr als einem Drittel des Weltumfangs entspricht, gibt es auch unglaublich viele schöne Plätze am Wasser zum Geniessen und Sein.

Der See ist mit durchschnittlich 17m tiefe nicht besonders tief und wasserreich, lädt aber bestens zum Schwimmen, Boot fahren und allen Aktivitäten ein, die Wasser oder Eis so besonders macht. Im Winter kann man Eisbaden, – fischen und auf dem Eis gleiten mit Schneemobil, Schlitten oder Schneescooter. Dürfte ich mir was wünschen, wären es weniger laute Bootsmotoren, die etwas das Rauschen der Blätter im Wind überdecken. Da aber trotz Hochsaison wirklich wenig los ist, bleibt das nur ein leiser Wunsch. Der Wunsch habe ich besonders auch für die Tiere im und am See. Der Saimaa gilt als besonders fischreich, wobei besonders der Lachs den Menschen interessiert.

Der See hat aber einige weitere Besonderheiten:

Er entstand durch das Abtauen der Gletscher und staute sich bis vor 5000 Jahren in einem grossen Becken. Erst danach gab es einen natürlicher Durchbruch und einen Abfluss, wodurch sich der Wasserspiegel senkte.

1850 eröffnete nach vielen Ideen und versuchen der über 40 km lange Saimaa-Kanal, welcher Lappenranta in Finnland mit Wyborg in Russland verbindet. Das Projekt wurde immer wieder als Unmöglich angesehen. Gute Beziehungen und Verhandlungen zwischen den Ländern machten es dann aber möglich. Nach dem 2. Weltkrieg schien es dann unvorstellbar, dass Schiffe die Grenze überqueren. Durch Verhandlungen und insbesondere dadurch, dass Russland 1963 für 50 Jahre das Gebiet des Kanals an Finnland verpachtete, war wieder ein Schiffsverkehr möglich. 2010 wurde dieser Vertrag um weitere 50 Jahre verlängert. Da sich die Hälfte des Kanals in Russland befindet, ist der Verkehr seit dem Krieg mit der Ukraine jedoch stark eingeschränkt.

Und dann ist da noch die Saimaa–Ringelrobbe.

Die Saimaa-Ringelrobbe ist eine der vier Robbenarten von 34, die nur im Süsswasser vorkommen. Sie bildet seit mindestens 60‘000 Jahren einen eigenen Evolutionszweig und ist damit wesentlich älter als das Saimaa-Seensystem, das erst mit dem Ende der letzten Kaltzeit vor etwa 12‘000 Jahre entstanden ist. Die Ringelrobben leben in Isolation von anderen Robbenarten nur am Saimaa, was durch die nach der Eiszeit geschlossene Verbindung zwischen dem Saimaa und der heutigen Ostsee geschah. Mit einem Bestand von nur etwa 400 Tieren ist sie die bedrohteste Robbe weltweit

Erwachsene Tiere werden zwischen 85 und 160 cm lang und wiegen zwischen 40 und 90 kg. Die Tiere werden mit 3 bis 7 Jahren geschlechtsreif, ihre Lebenserwartung beträgt etwas über 20 Jahre.

Das Jahr der Ringelrobbe ist in verschiedene Zeiten aufgeteilt:

Nach der Eisschmelze im März / April ist die Paarungszeit. Das ist der einzige Moment, wo weibliche Tiere Laute von sich geben um Partner anzulocken. Es ist auch die einzige Zeit, in welcher die männlichen Einzelgänger wenn nötig Kämpfe austragen um zu beweisen, dass sie der Stärkere sind. Dabei findet eine verzögerte Schwangerschaft bzw. Keimruhe statt. Die befruchtete Zelle wird nach der Paarung zwar in der Gebärmutter eingenistet, teilt sich aber nicht und die embryonale Entwicklung stoppt. Erst nach etwa 4 Monaten etwa zur Sonnenwende nistet sich das Ei ein und die eigentliche Schwangerschaft beginnt. Dies ermöglicht die Geburt zu einem günstigeren Zeitpunkt.

Im Mai wechseln die Robben ihr Fell und verbringen viel Zeit auf Steinen um sich zu sonnen. Das ist eine sehr Kräfteraubende Zeit für die Tiere. Sie fressen weniger und nehmen einige Kilos ab.

Nun folgt die fischreiche Zeit wo es heisst die 8cm dicke Fettschicht für den Winter anzufressen. Etwa 1000 Kilo Fisch frisst eine Robbe pro Jahr.

Ab Oktober frieren die Seen mit einer bis zu 80 cm dicken Eisschicht zu. Nun gehen die Robben zu ihren Heiminseln und Männchen wie Weibchen graben sich ein Schlafnest in Schneeverwehungen. Zudem kratzen sie sich ein Atemloch ins Eis und halten das ständig offen. Das Loch wird mit den langen und starken Krallen an den Vorderflossen durch drehen der ganzen Robbe aufgekratzt.  Sie nutzen immer dieses eine Atemloch und bleiben dadurch nur in einem kleinen Bereich um das Loch.

Nach der Schwangerschaft von insgesamt elf Monate (oder sieben, wenn man die Keimruhe abzieht) wird Ende Februar / Anfang März ein einzelnes Robben-Baby geboren. Vor der Geburt höhlt das Weibchen auf dem Eis in Schneeverwehungen auch einen Unterschlupf für das Baby aus. Die ersten Wochen verbringt das Baby mit seinem warmen, dicken Fell, mit welchem es nicht schwimmen kann, alleine im Unterschlupf und ernährt sich nur von Muttermilch. Dafür kommt die Mutter 2 – 3 Mal pro Tag zu ihrem Baby. Die restliche Zeit ist das Junge alleine in seinem Nest. Nach dem Fellwechsel und wenn das Wetter milder wird im April, lernt das Junge schwimmen und jagen.

Saimaarobben sind Einzelgänger und geben kaum Laute von sich. Auch die Jungen sind von Geburt an die meiste Zeit alleine und leise. Man sagt, es sind echte Finnen – stille Einzelgänger.

Feinde und Schutz

Die Robben haben heute als Feind den Menschen und die Veränderungen des Klimas. Besonders die Fischerei mit Netzen, insbesondere die Einführung der Nylonnetze bedroht die Tiere. Aber auch die immer milderen Winter mit weniger Schnee machen den Bau von natürlichen Nestern für die Tiere schwierig. Seit 1955 stehen die Robben unter Schutz, nachdem sie in den Jahren davor noch als Schädlinge auf weniger als 100 Tiere fast ausgerottet wurden. Seit 1980 werden die Robben intensiv geschützt und durch Fischereibeschränkungen, insbesondere in den Naturschutzgebieten und durch Bereitstellen von Wurfhöhlen hat sich der Bestand stabilisiert. Wichtig war aber auch das Ändern der Einstellung der Bewohner in Bezug auf die Robben. Ein wichtiger Teil hat ein Lied dazu beigetragen, dass von einem Robbenschützer in Auftrag gegeben wurde und zu einem nationalen Hit wurde. Auch heute ist es ein beliebtes Volkslied dass schon die Kinder in der Schule lernt und auch die erwachsenen Finn:innen singen noch sehr gerne, wie wir es auch auf der Bootsfahrt miterleben durften

In Wintern mit wenig Schnee wird von Freiwilligen durch anhäufen des wenigen Schnees Hügel gebaut. Im Winter 2024/25 mit nur 5 cm Schnee wurden so 333 Hügel angehäuft, welche zu 70% auch genutzt wurden. Für Winter, in denen es gar keinen Schnee gibt werden Flosse getestet, auf welche eine Kapsel die Höhle ersetzt. Zudem ist es in den Monaten von April bis Juli, wenn die Jungtiere frisch im Wasser sind verboten mit Netzen zu fischen. Denn insbesondere die jungen Tiere sind noch ungeübt und können die starken Nylonnetze nicht zerbeissen, sollten sie sich verfangen.

Mit diesen Massnahmen hat sich seit 1980, wo es noch etwa 100 Robben gab, der Bestand langsam aber stetig positiv entwickelt. Man hofft, dass es in 20 Jahren etwa 1000 Tiere sind, wobei der riesige, verwinkelte Saimaa gut Platz für 2000 – 4000 der Einzelgänger hat.

Robbentour – Lakeland Guide Tours Events

Wer den See und die Robben besuchen möchte, dem kann ich von ganzem Herzen eine Tour bei LakelandGTE empfehlen. Auch wenn wir keine Robben gesehen haben, war es ein sehr interessantes und tolles Erlebnis. Die beste Zeit um Robben zu sehen ist der Mai, wenn die Tiere sich auf den Steinen Sonnen und ihr Fell wechseln. Sonst sind Sichtungen im Wasser oder selten bei Sonnenuntergang auf Steinen möglich. Wind und Wellen, so wie bei unserer Tour, macht aber die Sichtung der Robbenköpfe schwierig. Beide Tage davor wurden aber Robben gesichtet.

Die Tour ist auch besonders zu empfehlen, wegen dem tollen, geräuschlosen Boot, dass komplett mit Strom betrieben wird und fast geräuschlos über das Wasser gleitet. Zudem Ist Arto, der Kapitän und Guide, auch für den Schutz der Tiere tätig und kennt sich unglaublich gut aus. Nachhaltigkeit ist auch nicht nur ein Verkaufsargument, sondern wird gelebt. Es gibt Tee, Kaffee und selbstgebackene Leckereien. Wer genau schaut sieht die Hafermilch, den Agavendicksaft und das Fairtrade-Label auf Kaffee und Zucker.

Nun versteht ihr, warum hier keine schönen Bilder von Robben zu sehen sind. Vielleicht kann ich diese zu einem späteren Zeitpunkt ergänzen. Bis dahin findet ihr in den Links schöne Bildern.

Dafür gibt es schon schöne Bilder von Fischadlern, ein weiterer spannender Bewohner des Saimaa. Wir haben mehrere Tiere gesehen, wobei die Jungtiere vor wenigen Tagen flügge waren.

Zudem konnten wir sehr interessantes über die riesigen Holzflosse erfahren, mit denen die Stämme zu den Sägereien gebracht werden. Die aneinander geketteten Holzstämme werden mit 3 Booten über den See transportiert und das Gespann ist etwa 1 km lang. Ein wirklich faszinierendes Spektakel, was zu den späten Abendstunden oder früh morgens stattfindet. Wir haben die letzten Vorbereitungen dazu bestaunen können.

Ihr seht, der Saimaa ist auf jeden Fall eine Reise wert!

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