Irbene und das Teleskop

Über eine lange, gerade Strasse fahren wir durch Kiefernwälder gefühlt ins Nirgendwo. Kaum Fahrzeuge, Häuser oder Menschen begegnen uns unterwegs. Nach gut 30 Minuten kommen wir nach Irbene.

Irbene ist eine 1971 gegründete, geheime Sowjetische Siedlung unter dem Code-Namen Zvesdochka (Sternchen) für Militärs und ihre Familien rund um ein Radarzentrum. Es war eine autarke Stadt mit rund 2000-3000 Einwohnern. 700 hochrangige Offiziere und Ingenieure lebten hier mit ihren Familien, beschützt von einer Vielzahl von Soldaten. Ihr Auftrag, Spionage.
Aus Millionen von Signalen wurden politische oder militärische Informationen rausgefiltern.

Obwohl Russland 1991 offiziell die Unabhängigkeit des Baltikums anerkannte, verliess das russische Militär das Gebiet erst 1993. Der Grund dafür war, dass die Lettische Akademie der Wissenschaften die Teleskope für ihre eigenen (friedlichen) Forschungszwecke weiter nutzen wollte. Die Russen trauten dem neu gebildeten Staaten aber nicht, dass sie das Teleskop nicht gegen sie verwenden werden.

Beim Abzug machten sie zwei der Teleskope (RT-32 und RT-16) völlig unbrauchbar und zerlegten das dritte im Einzelteile (RT-08). Alle Betriebsanleitungen wurden entfernt oder vernichtet.

Mit dem Abzug der Roten Armee kamen die Plünderer. Lettland war in den 90ern einer der Hauptexporteure für Kupfer und Aluminium, alles gestohlene Reste aus russischen Militäranlagen. Die Reste der Sateliten schützen die Forscher, in dem sie vor Ort übernachteten.

Die 32 m grosse Parabolantenne, welche die grösste in Europa und die achtgrösste weltweit ist, sowie die zweite – 16 m grosse Antenne wurden später, auch mit Hilfe der EU, wieder in Ordnung gebracht und der Universität Ventspils zur Verfügung gestellt.

Seit 2012 sind neue Systeme im Einsatz. Auf das alte Stahlfundament wurde ein moderner Karbonspiegel gesetzt. 13 Millionen Euro hat der Umbau gekostet. 600 Tonnen Stahl bewegen den Laser millimetergenau. Statt Abhöraktionen werden heute unter anderem mit der Universität Bremen die Beschaffenheit der Sterne, Sonnenwinde und der Effekt galaktischer Bewegungen auf die Erde erforscht. Ausserdem werden hochsensible Weltraummessungen ausgeführt.

Im Umkreis von 8km gibt es noch heute kein Handyempfang – mein Handy machte zudem eigenartige Dinge.

2 Kommentare

  1. Cécile Bächler

    Hallo ihr beiden!
    Das ist ja sehr spannend, und doch nicht ganz überraschend.
    Euch viele weitere tolle Entdeckungen.
    Herzliche Grüsse
    Cécile

    • Oh das freut mich zu lesen, dass du es auch spannend findest!
      Danke für die lieben Wünsche.
      Annabelle

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