Spanien & Gibraltar 2023/24

„Wenn du dich im Hamsterrad fühlst denk daran,
du bist verantwortlich dafür, dass es sich weiter dreht“


Seit Freitag 27.10.2023 mittags sind wir in Spanien. Morgen 11.03.2024 werden wir dann über die Grenze nach Portugal fahren

Ich weiss, dass ich Freund:innen haben die sich überlegten, ob es mir nicht rasch langweilig wird auf Reisen, wenn ich meine Hobbys nicht ausüben kann. Der Eine und die Andere hat das auch angesprochen. Ich war nicht wirklich besorgt, kann aber nun vermelden – ganz und gar nicht. Eher im Gegenteil. Es gibt so vieles das ich machen wollte wenn wir dann unterwegs sind, wozu ich bis jetzt nicht gekommen bin. So viele Ideen für Beiträge sind im Kopf, Rezepte die ich teilen möchte und von den Reiseberichten, zum Beispiel Italien 2022, ganz zu schweigen. Gut gibt Pingu einen Einblick über die aktuellen Erlebnisse. Das schöne ist aber, es stresst auch nicht, dass ich nicht dazu komme. Es ist einfach gut, wie es ist. Mehr als gut – ich bin verliebt in mein Leben.

Grad nehme ich mir aber etwas Zeit um Spanien Revue passieren zu lassen und möchte das gerne teilen. 5 Jahre ist es her, dass wir das Erste Mal mit dem Fliewatuk in Nordspanien waren. Nun sind wir über 4 Monate in Spanien und haben Eindrücke vom Winter 2023/24.
Wir haben uns seit Oktober mehrheitlich an der Mittelmeerküste aufgehalten. Dies vorwiegend, weil hier die Temperaturen einfach einiges angenehmer sind. Nur ein paar Kilometer ins Landesinnere und es wird merklich kühler. 2-3 Grad weniger, insbesondere nachts, machen schon einiges aus. Das merken wir nun auch am kühleren Atlantik, wo wir nun seit 3 Woche sind. Und bald sind wir dann in Portugal.
Grundsätzlich war es die ganze Zeit angenehm warm. Tagsüber mehrheitlich 18-20°, hin und wieder mehr und ein paar Tage auch um 15°. Nachts ist es mehrheitlich 10° oder mehr, hin und wieder aber auch mal bis 5°. Heizen müssen wir aber recht selten, weil die Sonne schön wärmt und durch kochen und einer warmen Decke abends es angenehm ist.

Ich schreibe hier ein paar Dinge auf, die uns in Spanien speziell aufgefallen sind. Das ist unsere ganz persönliche Erfahrung und auch keinesfalls abschliessend. Vieles geht so schnell vergessen.

Als Erstes, wie voll Spanien in dieser Jahreszeit mit Wohnmobilen ist. Nun, vermutlich ist das einfach überall so seit Corona. Aber wir finde es irgendwie extrem. Und ich lese immer wieder, dass Stell- und Campingplätze schon lange ausgebucht sind. Und so viele grosse, riesige und luxuriöse Wohnmobile. Vielleicht bin ich ja einfach weltfremd, aber hat einfach jeder so viel Geld? Ich weiss noch, was für eine grosse Anschaffung das für uns war. Und wir haben ein günstiges Womo, dass nun mit 10 Jahre fast für denselben Preis verkauft werden könnte, da die Preise so gestiegen sind. Auch wenn ich es mir jetzt vor Auge führe, finde ich diese Masse einfach krass. Genossen wir es früher besonders, ausserhalb der Hauptsaison alleine zu stehen, sind wir heute irritiert, wenn es nicht schon diverse Wohnmobile hat. Wurde der Platz gerade geräumt? Gibt es ein Verbot, dass wir übersehen haben oder ist bald Markt auf diesem Platz?
War früher ein Platz mit 50 – 100 Wohnmobilen für uns einzig an besonderen Orten und Grosstädten etwas, was wir in Kauf nahmen, ist dies hier gar nicht so unüblich. Und wohlgemerkt, das sind keine offiziellen Camping- oder Stellplätze. Die versuchen wir nach wie vor zu meiden, weil wir weniger flexibel sind, keine allgemeine Dusche und WC brauchen und die soziale Kontrolle anstrengend ist. Wobei die soziale Kontrolle hier in Spanien auch auf freien Plätzen durchaus zu finden ist. Es ist leider so, dass sich einige nicht an die Gesetze und Regeln halten und ihren halben Hausrat raus stellen. Und je häuslicher man sich einrichtet, umso mehr entsteht wohl das Gefühl, das regeln und unter Kontrolle halten zu müssen. Da fühlt sich schnell einer als selbsternannter Platzwart – und ja, es sind immer Männer. Langeweile? Und wo Zwei etwas tun, denken immer mehr, warum wir dann nicht auch? Man will schliesslich zeigen, was man alles dabei hat und wie braun man ist. Nach meiner Beobachtung sind das vorwiegend Deutsche und Niederländer – aber um ehrlich zu sein sind die auch einfach am meisten vertreten.  Mich regt es auf, insbesondere wenn dann noch in einer Selbstverständlichkeit Grauwasser abgelassen und der Inhalt der WC-Kassette in einen geöffneten Gully oder in die Büsche geschüttet wird. Wenn man es anspricht, wird man meist nur angepampt, mein Hund pinkelt ja schliesslich auch oder ist ja nur Wasser. Und nein, nach meiner Beobachtung sind das nicht vorwiegend die jungen Wohnmobilisten, sondern feiste Altcamper. Gut, an der Mittelmeerküste sind aktuell etwa 90 % der Wohnmobillisten im Rentenalter. Das ist etwas, was sich seit dem wir am Atlantik sind, deutlich geändert hat.
Warum mich das aufregt? Dieses rücksichtslose Verhalten geht auf Kosten Aller. Weggeschickt und mit Verboten bestraft werden alle, Bussen verteilt nur sehr selten. Und ja, ich kann es wirklich sehr gut verstehen, wenn Missstimmung in der Bevölkerung entsteht bei solcher Dreistigkeit. Dieses, mir gehört die Welt und das nehme ich mir, finde ich widerlich. Wo früher Handtücher, werden heute Plätze mit Rollern, Stühlen, Leitern oder was auch immer reserviert. Auf öffentlichen Flächen der Allgemeinheit wohlgemerkt.
Ich merke gerade ich verliere mich, tut mir leid. Und ja ich versuche mich möglichst wenig zu ärgern, mich respektvoll und dankbar zu verhalten und zu geniessen, was geht und so lange es geht.

Nun wieder zu Schönem. Ich bin überrascht wie aufgeräumt Spanien ist. Also im Vergleich zu Italien oder Griechenland bin ich verblüfft. Es gibt wirklich bedeutend weniger Müll, viele Mülleimer und Container und die werden auch überall täglich geleert. Auch wenn man noch so abgelegen ist, Container werden täglich geleert, auch am Sonntag. Das geschieht in der Regel mitten in der Nacht. Zudem nehmen auch einige Spanier:innen den Hundekot auf. Das Gefühl, nicht zu wissen wo hintreten weil alles so beschissen, ist selten. Und Anlagen, Plätze und Einrichtungen sind unterhalten und gepflegt.

An der Küste gibt es wirklich viele Hunde. Zu sehen bekommt man einerseits eher kleine Hunde, die häufig unbeachtet ausgeführt, mitgezogen oder unvermittelt auf den Arm genommen werden. Anderseits sind es viele Schäferhunde, Deutsche Schäfer und Mali. Viele davon werden auf Grundstücken gehalten, dürfen aber durchaus auch mal mit ihren vorwiegend männlichen Besitzern weg vom Grundstück. Und dann gibt es vor allem im Landesinneren die grossen Herdenschutzhunde und deren Mischlinge, die auf Grundstücken an Ketten gehalten werden und das Grundstück eher nie verlassen. Zudem gibt es Verschläge und zusammengebastelten Gitterkonstrukte, aus denen es bellt. Reinsehen zerbricht einem das Herz. Galgos, Podencos und weitere Jagdhunde sind eher selten zu sehen. Ich vermute die sind eher in grossen Anlagen im Landesinneren und im Norden versteckt. Freilaufende Strassenhunde sieht man aber eigentlich nicht. Die freilaufenden Hunde scheinen meist einem Haus oder Menschen zuzuordnen, auch wenn man sich nicht wirklich kümmert.
Spanien hat übrigens seit Ende 2023 eines der strengsten Tierschutzgesetze für Hunde als Haustiere. Was Jäger, Hirten, Bauern oder Grundstücksbesitzer so mit ihren Hunden treiben, ist dann der krasseste Unterschied und vom Gesetz ausgenommen. Das sind dann nämlich Nutztiere, und mit denen kann man gefühlt machen was (Un)Mensch will. Und das ist teilweise kaum auszuhalten. Natürlich nicht immer, nicht überall und prinzipiell – aber all diese Beobachtungen hier sind Tendenzen die ich ganz persönlich so erlebe oder wahrnehme.
Das Tierschutzgesetz ist durchaus beachtenswert. So dürfen Hunde nicht vor Geschäften angebunden werden, nicht alleine im Auto bleiben und jede:r Hundehalter:in muss eine Flasche mit Essigwasser zum Wegspülen des Urins bei sich führen. Dem gegenüber ist es immer noch so, dass Hunde kaum in ein Restaurant oder in öffentliche Verkehrsmittel dürfen, auch wenn das im Gesetz nicht mehr verboten wird. Wir wurden schon beim Betreten eines Platzes, in dem auch 3 Restaurants Stühle rausgestellt hatten irritierend darauf aufmerksam gemacht, dass hier keine Hunde dabei sein dürfen – wir wollten nur über den Platz laufen. Mehr zum Gesetz hier
Grundsätzlich haben wir die Spanier:innen als sehr freundlich und positiv gegenüber Hundehaltern erlebt. So viele freundliche Gesichter, Fragen ob man streicheln darf, Fragen nach der Rasse oder Geschichten, dass man auch einen Pastor Suiza habe. Lou macht es aber auch einfach grossartig, möchte ich an dieser Stelle festhalten!

Apropos Essigwasserflasche – als Schweizerin ist es zu Beginn recht irritierend, wie am Mittelmeer eigentlich jede Fläche „zubetoniert“ und versiegelt ist. Man kann es sich kaum vorstellen, aber Grünstreifen an Strassen, Plätzen und Vor“gärten“ werden mit Rasenteppich ausgelegt. Wenn man dann aber erlebt wie es wirklich Monate lange nicht regnet, wird es verständlicher. Wo Erde ist staubt es enorm, wenn es nur ein bisschen windet oder ein Fahrrad darüber fährt. Wie es bei einem Auto ist, kann man sich kaum vorstellen.

Das ist auch einer der Gründe, warum diese unschönen Gewächshäuser um Almeria errichtet wurden. Der Wind trug die fruchtbare Erde weg, und das Wasser verdunstete umso schneller. Dass damit Wasser gespart und chemische Mittel reduziert werden können, sowie Nützlinge eingesetzt, macht den Anblick etwas erträglicher. Dazu könnt ihr hier mehr lesen.

Die Mittelmeerküste ist mit mehr oder weniger schönen Hotel- und Ferienwohnungskomplexen zugebaut. Schon extrem, welche Anlagen hier errichtet wurden und werden. Aber es ist oft nicht ganz so ausgestorben wie z.B. an der Adria. Und die Spanier können auch wirklich gute, zeitgenössische Architektur. Klar gibt es das Andere und das ist zum Teil echt übel mit viel Firlefanz. Aber es gibt echt grossartige Dinge zu sehen. Und die Strände sind echt sauber. Gut, so tolle, abgelegene Strände wie in Griechenland haben wir noch nicht gefunden. Dafür kriegen die das mit dem Müll kaum in den Griff. Und da es kaum Gezeiten gibt, wird auch weniger angeschwemmt. Dieses Bild ändert sich dann, kaum ist man an Gibraltar vorbei. Aber Müll ist auch da kaum zu sehen.
Etwas im Landesinneren ist die Landschaft und Architektur vielfältiger, wunderschön und interessant. Auch gibt es viele Wander- und Fahrradstrecken und Dinge zu besichtigen. Ausserdem ist die Mandelblüte wunderschön und ab Februar beginnt der Frühling mit zarten Blüten überall.

Der Unterschied, sobald man an der Atlantikküste ist, ist verblüffend.
Plötzlich wird es wieder grün und windig. Auf der Fahrt nach Tarifa hatten wir ein bisschen das Gefühl in Irland zu sein. Grün, Kühe und durch Wind gezeichnete Landschaft. Ich erinnere mich noch wie ich in Tarifa in einen Vorgarten guckte und zu Prinz sagte, guck, das ist ja echter Rasen und nicht Rasenteppich. Und auch viel mehr Tiere, vorwiegend Vögel und Insekten sieht man nun. Ok die Delfine waren ein persönliches Highlight, aber auch Blauelster, Einfarbstar, Wiedehopf, Löffler, Sichler, Flamingos und einiges mehr haben uns schon erfreut. An der Atlantikküste ist es merklich kühler, und es verging bis jetzt keine Woche ohne Regen und Phasen mit ordentlich Wind und Böen. Die Strände scheinen endlos, oft an Steilküsten und Ebbe und Flut sind sehr deutlich zu erkennen, auch an den Bauwerken.

Kulinarisch hat Spanien unglaublich viel zu bieten. Früchte und Gemüse scheint klar, kennen wir es ja auch bei uns. Nur ist das hier eben doch anders, denn hier kommen die Dinge reif und geschmacksvoll in den Verkauf. Eine einfache Gurke ist nicht nur Wasser. Sogar Erdbeeren, die hier schon im Februar reif sind, haben Geschmack. Kaki und Kakiarten, Bananen wie ich sie sonst nicht kenne und wundervolle Tomaten auch im Dezember sind die Highlights. Dass hier Heidelbeeren angebaut werden, war mir erst bewusst, als ich neben den Erdbeeren diese Pflanzen gesehen habe. Und zu meiner Überraschung schmecken auch die hier richtig gut. Klar nicht wie selber geerntete, wilde Heidelbeeren in Schweden.
Wein und Cava sind auch einfach gut, Kaffee und Brot können die Spanier auch und die wenigen Male in Restaurants waren eine Gaumenfreude. Im Unterschied zu den Schweden haben wir hier auch nicht in für uns unüblichen Dingen wie Leberwurst oder Mayonnaise spürbare Mengen an Zucker entdeckt. Prinz meint, auch die Süssigkeiten sind oft eine freudige Überraschung. Da wir Fleisch und Fisch vorwiegend weg lassen, können wir dazu nichts sagen.
Etwas Mühe hatten wir, einen Trockenreis zu finden und auch Kokosmilch gibt es nicht häufig. Gelierzucker oder gar Gelierfix wie ich es kenne, habe ich noch nicht gefunden. Pektin war dann aber auch nicht zu bekommen. Mit der Zeit und einigen Fehlversuchen findet man aber für alles Lösungen oder Alternativen.
Beim Hundefutter haben wir immerhin ein ordentliches Trockenfutter mit Rindfleisch gefunden. Rindfleisch in Hundequalität gibt es nicht. Da müssen wir halt auf Hackfleisch ausweichen. Das ist oft auch nicht wie wir es in der Schweiz kennen einfach Fleisch, sondern heisst Hamburgerfleisch und hat diverse Zusätze. Hier heisst es dann immer, genau auf die Packung zu gucken.

Ein kleines Zwischenfazit, da wir ja sicher dieses Jahr nochmals nach Spanien kommen: Spanien gefällt uns wirklich sehr! Hier mit milden Temperaturen und so viel Sonne den Winter zu verbringen tut Körper und Seele unglaublich gut. Die trockene Wärme am Mittelmeer ist angenehmer als das eher ruppige Klima am Atlantik. Auch wenn die Landschaft, das Grün, die Tierwelt und die endlosen Strände traumhaft schön sind. Dem gegenüber steht, dass es aus unserer Sicht einfach zu viele Wohnmobile hat. Es ist wirklich zu viel und ich fühle mich oft nicht wohl, ein Teil davon zu sein. Und auch wenn die Spanier:innen unglaublich freundlich sind, kann ich verstehen, wenn Unmut entsteht. So wird es immer, ordentliche Plätze zum wohl fühlen zu finden.


Wer zeitlich aktuell unsere Reise mitverfolgen mag, kann dies über den privaten Link zu Pingu machen. Hier findet ihr im Rückblick ein PDF des besuchten Landes. Alles sind natürlich nur persönliche Erfahrungen, Eindrücke und Gedanken.

Besuchte Orte 2023


Besuchte Orte 2024


Und nun noch ein paar Bilder – mehr davon, auch Delfine, Geier und Meer, bei Pingu.



2 Kommentare

  1. hab euch lieb und finds schön, über so tolle Bilder und Berichte mit Euch zu sein! Danke und umärmel💖💖💖

  2. Danke für den tollen Bericht. Ich freue mich sehr so viel Spannendes von euch zu hören. Geniesst die tolle Zeit! Liebe Grüsse von Susan

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